Ursachen und Anzeichen
Haarausfall: Was Sie wissen sollten
Volle Haare sind ein wichtiges Symbol für Jugend, Schönheit und Vitalität. Umso belastender ist es für viele Menschen, wenn die Haarpracht sich lichtet. Doch ab wann spricht man eigentlich von Haarausfall? Und was sind die möglichen Auslöser?
Ab wann ist es Haarausfall?
Sie finden immer wieder einzelne Haare in der Bürste, im Waschbecken oder in der Dusche? Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Jeder verliert täglich Haare und das in unterschiedlich großer Zahl. Zudem bemerken manche Menschen, dass ihnen im Frühjahr oder Herbst vermehrt Haare ausgehen – dieses Phänomen wird von Fachleuten als „saisonaler Haarausfall“ bezeichnet. Es handelt sich um ein Relikt unserer Vorfahren und ist mit dem Fellwechsel bei Tieren vergleichbar.
Doch ab wann liegt nun ein verstärkter Haarausfall vor? Als grober Richtwert gilt: Wer über mehrere Wochen mehr als 100 Haare am Tag verliert, leidet möglicherweise unter einem verstärkten Haarausfall. Tatsächlich ist allerdings ausschlaggebend, ob die Bilanz zwischen ausfallenden und nachwachsenden Haaren zu einer Ausdünnung der Haare führt, die über das altersentsprechende Maß hinausgeht. Denn dass sich die Haarpracht mit fortschreitendem Alter lichtet, gehört zum normalen Alterungsprozess dazu. Ob tatsächlich ein verstärkter Haarausfall vorliegt, kann nur der Dermatologe (Hautarzt) u. a. mithilfe einer Haarwurzelanalyse (Trichogramm oder Trichoscan) feststellen.
Effluvium oder Alopezie?
Wer sich mit dem Thema Haarausfall beschäftigt, stolpert früher oder später über die beiden Fachbegriffe „Effluvium“ und „Alopezie“.
Effluvium (Haarverlust): Ein verstärkter täglicher Haarausfall wird als „Effluvium“ bezeichnet. Er kann bei Frauen zum Beispiel nach der Geburt eines Kindes auftreten oder durch Schilddrüsenprobleme, Infektionen, Medikamente oder Eisenmangel ausgelöst werden.
Alopezie (Haarlosigkeit bzw. sichtbare Haarverminderung): Eine sichtbare Haarverminderung wird als „Alopezie“ bezeichnet. Die häufigste Form ist die sogenannte androgenetische Alopezie (auch: erblich bedingter Haarausfall). Sie kann bei Männern und Frauen mit entsprechender Veranlagung auftreten und wird durch eine genetisch bedingte erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Geschlechtshormonen verursacht.
Was ist ein Haarzyklus?
Ein Zentimeter pro Monat – diese Faustregel für das Haarwachstum ist sicherlich jedem geläufig. Was viele nicht wissen: Jedes unserer Haare durchläuft immer wieder Phasen des Wachstums und der Ruhe, bis es schließlich ausfällt.
Wachstumsphase (Anagen): Diese Phase, in der das Haar mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Zentimeter pro Monat wächst und dicker wird, dauert 2 bis 6 Jahre an. Die maximal erreichbare Haarlänge ist demnach von der Länge der Wachstumsphase abhängig. Normalerweise befinden sich etwa 80 bis 90 Prozent aller Kopfhaare in dieser Phase.
Übergangsphase (Catagen): Diese Phase des Übergangs, in der das Haar von der Wurzel abgetrennt und „nach außen“ abgestoßen wird, erstreckt sich über etwa 1 bis 2 Wochen.
Ruhephase (Telogen): Die Ruhephase dauert 2 bis 4 Monate. Etwa 10 bis 20 Prozent der Haare befinden sich in dieser regenerativen Phase, in der die Vorbereitungen für die Bildung eines neuen Haares und damit eine erneute Wachstumsphase getroffen werden.
Die einzelnen Kopfhaare durchlaufen diese drei Phasen unabhängig voneinander, das Haarwachstum ist also nicht „synchronisiert“. Verschiedene Einflüsse wie Hormone und Medikamente können bewirken, dass alle Haare vorzeitig und gleichzeitig von der Wachstumsphase in die Ruhephase übergehen – in der Folge kommt es 2 bis 4 Monate nach Einwirkung des „Störfaktors“ zu einem verstärkten Haarausfall.
Haarausfall: Ursachen
Haarausfall ist keine Diagnose, sondern ein Symptom. Die möglichen Ursachen dafür sind vielfältig. Neben einer genetisch bedingten Veranlagung können zum Beispiel auch hormonelle Einflüsse, Mangelernährung, Krankheiten und Medikamente eine Rolle spielen. Auch anhaltender Stress und psychische Belastungen werden als mögliche Auslöser diskutiert.
Mögliche Ursachen für Haarausfall sind z. B.:
- Erbliche Veranlagung
- Infekte mit hohem Fieber
- Hormonelle Faktoren (z. B. Östrogentief bei Frauen nach der Geburt eines Kindes oder sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren)
- Strenge Diäten bzw. Nährstoffmangel (z. B. Mangel an Eisen, Zink, B-Vitaminen)
- Störungen der Schilddrüsenfunktion (z. B. Über- oder Unterfunktion)
- Entzündungen der Kopfhaut (z. B. durch Bakterien oder Pilze)
- Hauterkrankungen (z. B. Schuppenflechte auf dem Kopf)
- Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen)
- Autoimmunerkrankungen (z. B. kreisrunder Haarausfall, Lupus erythematodes)
- Medikamente (z. B. Anti-Baby-Pille, Krebstherapeutika, bestimmte Akne-Medikamente, Blutdrucksenker, Fettsenker, Epilepsie-Medikamente, Antidepressiva, Heparin, Gerinnungshemmer)
- Operationen mit Vollnarkose
Haarausfall: Formen im Überblick
Die häufigsten drei Formen von Haarausfall sind:
Erblich bedingter Haarausfall: Die sogenannte androgenetische Alopezie ist die häufigste Form des Haarausfalls und erblich bedingt. Typisch ist, dass die Haare an ganz bestimmten Stellen ausgehen – bei Männern entstehen Geheimratsecken und eine „Platte“ am Oberkopf, bei Frauen lichten sich die Haare im Bereich des Scheitels.
Diffuser Haarausfall: Wenn die Haare gleichmäßig am ganzen Kopf ausfallen, sprechen Ärzte von einem diffusen Haarausfall. Verschiedenste Ursachen wie hormonelle Einflüsse, Störungen der Schilddrüsenfunktion, ein Nährstoffmangel oder Medikamente können dahinter stecken. In der Regel wächst das Haar nach, wenn der Auslöser behoben wird.
Kreisrunder Haarausfall: Die sogenannte Alopecia areata ist durch runde, kahle Stellen am Kopf gekennzeichnet, die meist ganz plötzlich auftreten. Neben dem Kopfbereich kann auch die Körperbehaarung betroffen sein; bei Männern auch der Bart. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass eine Störung des Immunsystems (Autoimmunerkrankung) zugrunde liegt.
Auch eine mechanische Belastung der Haarwurzeln, zum Beispiel durch einen strengen Pferdeschwanz oder das Tragen einer Kopfbedeckung, kann dazu führen, dass die Haare an der betreffenden Stelle ausfallen.
Erblich bedingter Haarausfall
Die häufigste Form des Haarausfalls sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist die sogenannte androgenetische Alopezie. Der Fachbegriff bedeutet so viel wie „Haarausfall durch männliche Hormone“. Bis zu 80 Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen sind von dieser erblich bedingten Form des Haarausfalls betroffen, die sich mit steigendem Lebensalter verstärkt ausprägt.1 Typisch ist, dass die Haare bei Männern und Frauen nach einem unterschiedlichen Muster ausfallen:
- Bei Männern treten Geheimratsecken und eine „Scheitelglatze“ (lichte Haare im Bereich des Haarwirbels bzw. der Tonsur) zutage. Mehr zur Behandlung bei Männern
- Bei Frauen lichten sich die Haare im Bereich des Mittelscheitels. Mehr zur Behandlung bei Frauen
Abb.: Typisches Muster des erblich bedingten Haarausfalls bei Mann und Frau
Obwohl männliche Hormone (Androgene) bei der Entstehung dieser Form des Haarausfalls die zentrale Rolle spielen, gibt es keinen Zusammenhang zwischen Glatzenbildung und dem Androgenspiegel im Blut. Vielmehr geht man davon aus, dass Haarfollikel bei Betroffenen infolge einer genetischen Veranlagung überempfindlich gegenüber normalen Konzentrationen männlicher Geschlechtshormone reagieren.
Derzeit stehen bei androgenetischer Alopezie zwei anerkannte medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung: Die lokale Behandlung der Kopfhaut mit einer Minoxidil-Lösung kann bei Frauen und Männern empfohlen werden. Die Einnahme von Tabletten mit einem verschreibungspflichtigen Wirkstoff steht nur Männern zur Verfügung. Die möglichen Nebenwirkungen der Tabletteneinnahme (z. B. Libidoverlust, Erektionsstörungen) sollten mit dem Arzt besprochen werden.
Mehr zur Behandlung von Haarausfall bei Männern
Mehr zur Behandlung von Haarausfall bei Frauen
Tipps bei Haarausfall
Lesen Sie hier, welche Tipps sich bei Haarausfall bewährt haben.
Haarausfall bei Männern: Tipps
Haarausfall bei Frauen: Tipps
Haarausfall: Häufige Fragen
Wieviel Haarausfall ist normal?
Als grober Richtwert gilt, dass ein Verlust von bis zu 100 Haaren am Tag normal ist. Wie viele Haare täglich ausfallen, ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich und mitunter auch von der Jahreszeit abhängig. Ob tatsächlich ein verstärkter Haarverlust vorliegt, kann nur ein Dermatologe feststellen. Ausschlaggebend ist, ob die Bilanz zwischen ausfallenden und nachwachsenden Haaren zu einer Ausdünnung der Haarpracht führt, die über das für das Alter normale Maß hinausgeht.
Was löst Haarausfall aus?
Es gibt verschiedenste Auslöser die dazu führen können, dass die Haare vermehrt ausgehen. Besonders häufig ist der anlagebedingte Haarausfall, auch androgenetische Alopezie genannt. Bei Betroffenen reagieren die Haarfollikel überempfindlich auf männliche Geschlechtshormone (Androgene) und fallen an bestimmten Stellen aus. Darüber hinaus können zahlreiche weitere Einflüsse Haarausfall auslösen. Dazu zählen hormonelle Veränderungen bei Frauen nach der Geburt eines Kindes, ein Nährstoffmangel, verschiedene Erkrankungen und die Einnahme bestimmter Medikamente.
Was ist die Ursache für Haarausfall bei Frauen?
Viele Frauen bemerken beim Ansetzen oder Absetzen der Anti-Baby-Pille, dass sie vermehrt Haare verlieren. In der Regel verschwindet das Problem von selbst, wenn der Körper sich auf die neue hormonelle Situation eingestellt hat. Auch nach der Geburt eines Kindes oder nach den Wechseljahren klagen viele Frauen über einen vermehrten Haarverlust. Weitere mögliche Ursachen sind neben einer entsprechenden Veranlagung (erblich bedingter Haarausfall, sog. androgenetische Alopezie) und bestimmten Erkrankungen zum Beispiel auch ein Nährstoffmangel oder ein zu strenger Zopf.
Wachsen die Haare wieder nach?
Das kommt auf die Ursache des Haarausfalls an. Viele frischgebackene Mütter bemerken nach der Geburt und in der Stillzeit, dass ihnen vermehrt die Haare ausgehen. Sobald sich die hormonelle Situation wieder eingependelt hat, normalisiert sich in der Regel auch das Haarwachstum wieder. Ist ein Nährstoffmangel der Auslöser, wachsen die Haare in der Regel ebenfalls nach, wenn der Mangel behoben ist. Ist jedoch – wie so häufig – eine erbliche Veranlagung die Ursache für den Haarausfall, wachsen die Haare nicht mehr (von allein) nach. Um den Haarausfall zu stoppen und den Haarwuchs anzuregen, ist dann eine geeignete Behandlung erforderlich.
Was hilft am besten gegen Haarausfall?
Das hängt von der jeweiligen Ursache ab. Ist der Haarausfall die Folge einer Grunderkrankung (z. B. Störung der Schilddrüsenfunktion) sollte diese zunächst behandelt werden. Liegt ein Nährstoffmangel zugrunde, muss dieser ausgeglichen werden. Die häufigste Form des Haarausfalls ist allerdings erblich bedingt – in diesem Fall werden medizinische Shampoos bzw. Haarwasser empfohlen. Eine Behandlung mit rezeptpflichtigen Tabletten gegen Haarausfall kann bei Männern erwogen werden. Allerdings müssen die mitunter schwerwiegenden Nebenwirkungen beachtet werden.
Behandlung von Haarausfall bei Männern
Behandlung von Haarausfall bei Frauen
Welches Shampoo ist gut gegen Haarausfall?
Bislang sind keine Haarshampoos bekannt, die gut gegen Haarausfall sind. Ärzte empfehlen bei erblich bedingtem Haarausfall medizinische Lösungen mit dem Wirkstoff Minoxidil, die auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Es gibt spezielle Mittel für Männer und Frauen.
Mittel gegen Haarausfall bei Männern
Mittel gegen Haarausfall bei Frauen
Welche Tabletten helfen am besten gegen Haarausfall?
Bei erblich bedingtem Haarausfall kann der Arzt auch Tabletten verordnen. Da allerdings schwere Nebenwirkungen wie Depressionen, Libidoverlust und Erektionsstörungen auftreten können, müssen Risiken und Nutzen gemeinsam mit dem Arzt genau abgewogen werden.